Der alte Ruhm von Debrecen ist dahin, die Zahl der Einwohner liegt um die Jahrhundertwende bei rund
2O.OOO, und der Kreislauf der Wirtschaft beginnt wieder zu funktionieren (um diese Zeit beginnt der Anbau
von Mais). Seine Rolle im Handel erreicht aber in der neuen Situation bei weitem nicht die frühere die Grenzen
sind ja weit verlegt worden. Die protestantische Religion wird in den zurückeroberten Gebieten im Jahre 17O1
von Leopold dem Ersten verboten. Das bedeutete nicht nur die Verfolgung der "ungarischen Religion" (damals
hieß es so), sondern auch die Einschränkung der städtischen Selbständigkeit, der eigenen Industrie, des
eigenen Handels. 
Zu dieser Zeit entsteht bei den Leitern und Bürgern der Stadt das Reflex der Verteidigung und der
Verschließung. Zu dieser Zeit bekommt das Wort "Civis" eine abwertende Bedeutung obwohl es ursprünglich
einfach Städtebewohner, Bürger bedeutete. Der civis war aber ja schon immer eine außergewöhnliche
Menschenart: ein Produkt der eigenartigen ungarischen Urbanisierung und Verbürgerlichung. Eine privilegierte
Klasse der Gesellschaft, die - im Gegensatz zu den adeligen Gutshöfen - eine entscheidende Rolle im
gesamten gesellschaftlichen-wirtschaftlichen Leben der Stadt spielte. Durch ihr einheitliches
Wirtschaftssystems, ihre einheitliche Sprache, Kultur und Religion wurde sie zu einer fest zusammenhaltenden
Gruppe. Dieser Zusammenhalt wurde auf Einwirkung von außen zur Verschlossenheit. Der Staat mischte sich
immer mehr in die internen Angelegenheiten der Stadt ein. Es ist also kein Wunder, daß sich der Civis auf
Verteidigung, auf Ablehnung der fremden (vor allem der österreichischen-deutschen) Einflüsse eingerichtet
hat. Da er nicht einmal die Hoffnung hatte, selbst etwas zu erneuern, wurde die Verhütung des Alten für ihn
das Ziel, und er lehnte immer unkritischer alles Neue ab - selbst wenn es vielleicht in seinem Interesse
gelegen wäre. Dieser Konservativismus hat das Schicksal der Klasse besiegelt in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts mußten sie die führenden Positionen in der Wirtschaft an das neue, kapitalistische Bürgertum
abgeben. 
Im Rákóczi-Freiheitskampf  mußten die Bürger wegen der Kämpfe und der Raubüberfälle fünfmal die Stadt
verlassen. 
Der Oberrichter István Dobozi schwört 17O3 dem Fürsten Treue er schickt zwar - vorsichtshalber - keinen
Soldat in den Krieg (die freiwilligen Truppen aus Debrecener Armen schließen sich freiwillig Rákóczi an),
finanziell, mit Munition und mit Ratschlägen unterstützt er aber den Fürsten, so weit es geht. Der Nachfolger
von Dobozi, György Komáromi Csipkés, beginnt die Verhandlungen mit dem Hauptmann der
kaiserlich-königlichen Truppen im Auftrage von Rákóczi auch der Text des Friedens zu Szatmár, der den
Freiheitskampf abschließt, wird im Hause des Oberrichters abgefaßt. 
Debrecen hat dem König Joseph dem Ersten den Eid geleistet dem ist es zu verdanken, daß der Landtag
von 1715 endlich seinen Rang einer königlichen Freistadt bestätigt. 

In der Stadt, wo sich seit 1552 kein Mensch römisch-katholischen Glaubens niederlassen durfte, mußte ein
Baugrund für die katholische Kirche bestimmt werden. Die Kirche wurde 1745 fertig. obwohl die katholische
Bevölkerung immer noch erst 1,5-2 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte. Nunmehr mußten
abwechselnd reformierte und katholische Oberrichter gewählt und die Protokolle auf deutsch geführt werden..
Der Oberrichter Lajos Domokos, der den Eindeutschungsbestrebungen widerstand, wird von König Joseph dem
Zweiten  einfach abgelöst, und die Ausgaben der traditionsreichen Druckerei werden zensuriert. 

Die Selbstverwaltung des Kollegiums  wird eingeschränkt, die Schüler dürfen von da an nur deutsche
Universitäten (Halle, Göttingen, Berlin) besuchen. 

Die Selbstverwaltung der Stadt löst sich am Ende des Jahrhunderts praktisch auf, die Stadt wird
verwaltungsmäßig Várad, dem Sitz des katholischen Bischofs angeschlossen. 

Der blühende Handel ist schon Vergangenheit, von den jährlichen acht Märkten bleiben nur noch vier. 
Die Kaufleute und Handwerker verlieren ihre Arbeit sie müssen Felder kaufen oder mieten. Die Zollanordnung
von Maria Theresia  sperrt nämlich die traditionellen Handelsrouten nach dem Baltikum, nach Moldavien,
nach Augsburg und nach der Türkei ab. 1715 lebt noch jeder zweite Mensch aus dem Handwerk und jeder
fünfte aus dem Handel nur ein Drittel der Bevölkerung beschäftigt sich mit der Wirtschaft. Sechzig Jahre
später verdient schon die Hälfte der Bevölkerung das karge Brot mit Landwirtschaft. Die Gründung der
Aktiengesellschaft für Salpeterherstellung von
Miklós Vay im Jahre 1799 deutete bereits an, daß sich in
Debrecen etwas tut. 
"Das größte Dorf Europas", wie Debrecen auch noch am Ende des 18. Jahrhunderts von einem englischen
Reisenden genannt wurde, beginnt jetzt auch nach Außen hin wie eine Stadt auszusehen nach der größten
Brandkatastrophe in der Geschichte der Stadt im Jahre 18O2 beginnt die Stadt tatsächlich wie ein Phoenix
aus der Asche aufzuerstehen. 

In der Architektur seiner Innenstadt wird nach einigen Jahrzehnten die puritane Disziplin des Klassizismus
vorherrschend. Und die Stadt lebt und wird größer: nach der Jahrhundertwende ist sie schon die zweitgrößte
im Land um die Mitte des Jahrhunderts hat Debrecen schon 5O.OOO Einwohner. 
In diese erwachende, sich aber nicht findende Stadt stürzt die Geschichte im Jänner 1849 hinein, als die
ungarische Regierung ihren Sitz hierher verlegt. Bis dahin wehte aber aber schon der Wind der Revolution vom
15. März die staubigen Gassen der Stadt gütig durch. Der Stadtrat nahm zwei Tage nach ihrer Erscheinung
die 12 Punkte der Unabhängigkeitserklärung an. 
Im August wird jedem, der ein Haus in Debrecen besitzt, die völlige bürgerliche Gleichberechtigung
zugesprochen. Auch die Landeswache wird bald organisiert als erster meldete sich der 7Ojährige
Bürgermeister, und bald beträgt die Anzahl der Infanteristen 13OO, sowie es schließen sich 4O Reiter an. 

Im Kollegium hört der Unterricht für anderthalb Jahre auf, weil das berühmte Insitut samt Lehrer und Schüler
in den Kampf ging. 
Das Zentrum der revolutionären Hauptstadt war das Kollegium.  Von hier aus wurde die Waffenproduktion
organisiert, hier wurde der Kossuth-Schein gedruckt und hier, im Oratorium,  tagte das Parlament. 
Am 14. April 1849 deklarierte Kossuth in der Großen Kirche die Unabhängigkeit Ungarns. Die russische Armee
näherte sich aber bereits, und die Truppen von József Nagy-Sándor haben bei Debrecen gegen die riesige
Übermacht eine schwere Niederlage erlitten. Paszkievics hat die Stadt besetzt und schikanierte die
Bevölkerung. 
An Festgottesdiensten und Messen mußte man für die Niedertretung der ungarischen Freiheit danken, mußte
die Reichsverfassung veröffentlicht werden, die kein Gebiet namens Ungarn kennt. Die Selbstverwaltung der
Stadt und die Autonomie der protestantischen Kirchen wurden mit einem Federstrich zunichte gemacht. Die
Stadt bekommt erst 1861 ihre Selbstverwaltung zurück. 

Kaiser Franz Joseph besuchte öfters den Ort seiner Entthronung(1852 und 1857). 
Die kapitalistische Entwicklung beginnt im Land und in der Stadt auf ihre eigenartige, österreichischen
Interessen unterlegene Art und Weise. Im Jahr des zweiten Besuches des Kaisers rollt der erste Zug auf der
Strecke zwischen Szolnok und Debrecen. Nacheinander nehmen die kapitalistischen Fabriken den Betrieb auf:
István-Dampfmühle (1848), die Rohe Zuckerrüben-Fabrik der Tiefebene (186O), die Spirituosenfabrik (1863),
die Tabakfabrik (1887), die Reparaturwerkstatt der Ungarischen Staatseisenbahn, (189O), die Bürstenfabrik,
die Möbelfabrik (198Oer Jahre), die Ziegelfabrik (1894). Nach dem Ausgleich nimmt die Entwicklung einen
neuerlichen Aufschwung: das Banksystem wird ausgebaut, Versicherungsgesellschaften werden gegründet,
und in den 7Oer Jahren nimmt auch hier die Budapester Allgemeine Arbeiter Krankenhilfe und Invalidenkasse
ihre Tätigkeit auf. 

Bis zum 2O. Jahrhundert gelangt Debrecen in das wirtschaftliche Spitzenfeld des Landes: 1912 verfügt die
Stadt über 71 Aktiengesellschaften nur die Hauptstadt und Nagyvárad haben mehr. Die Zahl der Einwohner
erhöht sich in fünfzig Jahren auf das Eineinhalbfache (75OOO), in der sich rasch kapitalisierenden Stadt
entstehen aber schwere soziale Spannungen. In den 191Oer Jahren haben auch Streiks keinen
Seltenheitswert. 
Das sich hier entwickelte Großstadtleben wird beweglicher: 1865 wird das Theater eröffnet, 1884 die
Dampfeisenbahn eingeweiht (1911 durch die Straßenbahn ersetzt), am Anfang des Jahrhundertes ist schon
ein modernes Telefonnetz im Betrieb, 19O8 leuchten erstmals die elektrischen Straßenlichter auf. Berühmte
Persönlichkeiten aus aller Welt kommen zu Besuch in die Stadt - 1887 hält Sommerville, der schottische
Priester der freien Kirche im vollbesetzten Großraum des Stadtrates einen Vortrag, und 19O2 kommt eine
5Oköpfige Delegation der englischen Bauer in die Stadt. Zu dieser Zeit war auch der französische
Wissenschaftler, Raymond Reconly hier, der die Ethnologie und die Nationalitätenverhältnisse des Landes
studierte mit ähnlichem Ziel ist ein Jahr später auch der Finne Kai Laitinen nach Debrecen gekommen. Die
Interessenten können 1911 im Vortrag eines berühmten deutschen Wissenschaftlers, Hermann Schäffer schon
über das Radium hören. Im selben Jahr sind die Delegierten des Presbyterianischen Weltverbands aus England,
Schottland, der Schweiz und den USA zu Gast in Debrecen. 1912 kommen österreichische Bauern, um die
hiesige Landwirtschaft zu studieren. 

Hier fand 1898 die Sitzung der Direktoren der ungarischen und österreichischen Eisenbahnen und 1899 die
der Leiter der Banken statt. 
Auch die Debrecener haben Erfolge im Ausland: 1897 gewinnt die Flöte von Soma Schmitt den ersten Preis
bei der Musikinstrumenten-Weltausstellung in London 19O9 gewinnt der Kunstmaler György Haranghy die
Goldmedaille der englischen Jury bei der ungarischen Ausstellung in London. 

Im Jahre 1896 begrüßen eine Festsitzung, ein Dankgottesdienst und ein riesengroßes Volksfest im Großen
Wald das Millenium. In den ersten Jahren des 2O. Jahrhunderts gibt der weltberühmte Geigenspieler
Coltberson ein Konzert in der Stadt, aber für Unterhaltung in Debrecen sorgen auch noch das Dresdner
Philmarmonieorchester und das Wiener Tonkünstler-Orchester. 191O bewundern 2OOOO Zuschauer den
sehenswerten Schauflug eines französischen Piloten.